Hier wird gefeiert! – der Almabtrieb im Tannheimer Tal
Hier wird gefeiert! – der Almabtrieb im Tannheimer Tal
Nachdem das Vieh für etwa vier Monate oben auf der Alm gelebt und die Sonne genossen hat, wird es Zeit die Tiere wieder in die Dörfer hinabzuholen.
Das muss geschehen, bevor der erste Schnee fällt. Dieses Hinabführen der Tiere nennt man auch Viehscheid oder Almabtrieb und so zelebrieren die Leute im Tannheimer Tal.
Obwohl es den Brauch des Almabtriebs bereits seit rund 100 Jahren gibt, erfreut sich die Tradition des Almabtriebs jedes Jahr einer beeindruckenden Aufmerksamkeit. Tausende Menschen kommen von außerhalb, um den Festlichkeiten beizuwohnen. Der Grundgedanke ist jedoch ein ganz pragmatischer: Das Vieh muss von den Alpen geholt werden, bevor das Graswachstum ausbleibt und es beträchtlich kälter wird. Nach dem Almabtrieb überwintern die Tiere also unten im Tal. Alle Daten der Almabtriebe im Tannheimer Tal gibt es auch auf der Website des Tannheimer Tals.
So schauts in Grän-Haldensee aus
Dominik Schmid von der Jungbauernschaft erzählt, wie der Almabtrieb am 14. September in Grän-Haldensee abläuft. Gegen 09:00 werden den Kühen die Schellen angezogen. Um 11:00 machen sich die Hirten und Treiber auf den Weg ins Tal. In der Mittagszeit erreichen die Hirten mitsamt der Tiere dann den Ort. Wenn in den gut drei Monaten, die die Kühe auf der Alm verbringen nichts passiert ist, werden die Tiere mit Blumen geschmückt und gekränzt. Er betont, „Das Wichtigste ist natürlich, dass wir Tiere gesund und heil wieder nachhause bringen“.
Der Almabtrieb in Nesselwängle im Tannheimer Tal am 15. September
Auch Martin Rief hebt hervor, dass sein Highlight in jedem Jahr nicht das wunderschöne Fest selbst ist. Stattdessen ist sein Lieblingsmoment, wenn alle Tiere den Abstieg bewältigt haben und die Bauern sie sicher aufladen und nachhause bringen können. Außerdem achtet er besonders auf das Wohl der Tiere. Bevor das Vieh den Almabtrieb im Tannheimer Tal antritt, kommt es auf eine frische Weide, auf der es sich noch ein Mal richtig ausruhen und Kraft tanken kann. Auch die Treiber und Hirten bewahren Ruhe, um die Tiere nicht unnötig zu stressen. Auf die Frage hin, wie der Abtrieb reibungslos gelingen kann, antwortet Martin Rief voller Vertrauen: „Die Tiere kennen das schon und ich bin für sie die Bezugsperson. Wenn ich also rufe, dann folgen sie mir auch, besonders weil es Herdentiere sind. Wenn die ersten fünf gehen, dann gehen alle“.
Almabtrieb in Jungholz – kleines Dorf, großes Fest
Der Viehscheid in Jungholz findet in diesem Jahr am 14. September statt. Am Vorabend gibt es bereits eine Warm-Up Party im Festzelt. Am Viehscheid Tag werden die ankommenden Tiere zum Scheidplatz von der Musikkapelle Jungholz begleitet. Auch danach bleibt es melodisch durch die Musikapelle und die Alphornbläser, mit denen der Nachmittag ausklingen wird. Außerdem betont Katharina Jäger von der Feuerwehr Jungholz, wie stolz sie auf das Fest und jede Person ist, die tatkräftig mithilft. „Wenn da nicht alle so Hand in Hand arbeiten würde, wie wir das machen, könnte man so ein Fest gar nicht ausrichten“. Das Fest ist darüber hinaus nicht nur ein Event für Touristen, sondern auch ein Fest für die Hirten und ihre Arbeit. „Wenn die Bauern, Hirten und Treiber runterkommen und ihnen applaudiert wird, dann ist's immer besonders schön die strahlenden und dankbaren Gesichter zu sehen. Das ist einfach ein tolles Bild“. Aber Achtung! In Jungholz heißt es nicht Almabtrieb, sondern Viehscheid.
Bilder: Martin Rief, Dominik Schmid, Achim Meurer