Marcel Wüst

RAD-MARATHON Tannheimer Tal: Lebensfreude auf zwei Rädern

Aufgrund der Corona-Pandemie kann der RAD-MARATHON Tannheimer Tal 2020 nicht wie geplant stattfinden. Ex-Profi Marcel Wüst, der das Event bereits seit der dritten Auflage begleitet, spricht im Interview über die richtige Vorbereitung für 2021 und was ihn am Marathon begeistert.

Wenn der RAD-MARATHON Tannheimer Tal in fast genau einem Jahr, am 4. Juli 2021 startet, steht im Terminkalender die Tour de France gleich daneben. Werden da Erinnerungen wach?

Marcel Wüst: Das kann man nicht miteinander vergleichen. Außer, dass die Sportler dort wie hier auf dem Fahrrad unterwegs sind, gibt es keine Parallelen. Aber so ist das ja auch nicht gedacht. Der RAD-MARATHON Tannheimer Tal ist ein Angebot für ambitionierte Rennradfahrer, die auf einer langen Strecke mit einigen Höhenmetern die eigenen Fähigkeiten erkunden und Freude am Sport genießen wollen. Die Tour dagegen ist Arbeit. Das spürt man nicht nur auf der Strecke, sondern auch im Umfeld, bei den Menschen.

Interview mit Marcel Wüst

Sie meinen die Zuschauer?

Wüst: Nicht nur, wobei das natürlich eine starke Motivation ist, wenn es entlang der Strecke Leute gibt, die einen anfeuern. Das Schöne hier im Tannheimer Tal ist ja, dass es da keine Fans für einzelne Teams oder Fahrer gibt, sondern dass alle etwas von dem Applaus abbekommen. Das sind Herzblut und Engagement, mit dem sich die Veranstalter hier ins Zeug legen. Für die ist das kein Job, die nehmen das persönlich. Und das spürt man.

Wie zeigt sich das bei den Fahrern?

Wüst: Der Radsport, den wir hier betreiben, hat viel mehr mit Lebensfreude zu tun – und damit, dass wir uns Zeit für ein Erlebnis nehmen, das über den einen Tag hinauswirkt. Wer beim RAD-MARATHON Tannheimer Tal mitfährt, der will nicht völlig kaputt am Ziel ankommen, Hauptsache er ist Erster. Es geht vielmehr darum, auch das Miteinander im Team oder die Landschaft drumherum genießen.

Aber steht das nicht im Gegensatz zu unserer Leistungsgesellschaft?

Wüst: Genau darum geht es. Wer sagt denn, dass dieses Prinzip zu hundert Prozent unser Leben bestimmen darf? Gerade daher kommt ja oft auch die Angst, wie man in den Augen anderer dasteht, wenn man etwas länger braucht oder das Ziel nicht so erreicht, wie man sich das vorgenommen hat. Die Frage, auf die es ankommt, heißt: Will ich es schaffen? Wenn die Antwort darauf ein „Ja“ ist, dann geht es um das „Wie“.

Sie sind nicht nur beim RAD-MARATHON Tannheimer Tal dabei, sondern auch schon in der Woche davor, in der die Teilnehmer sich an den großen Tag heranfahren können. Worauf kommt es da an?

Wüst: Wer schon mal dabei war, weiß es: Spaß am Radfahren. Neulinge zerbrechen sich oft viel zu sehr den Kopf darüber, was es an Ausrüstung und Vorbereitung braucht. Denen kann ich nur empfehlen: Kommt nicht direkt vom Sofa in den Sattel. Der Rest ergibt sich dann in der Gruppe. Das ist ja das Schöne am RAD-MARATHON Tannheimer Tal: Man kann nichts falsch machen.

Wie erleben Sie selbst diese Woche als ehemaliger Radprofi und gefragter Ratgeber für die Teilnehmer?

Wüst: Mir macht das Freude, mitanzusehen, wie sich Tag für Tag das Tal mit Radsport-Begeisterten füllt und die Atmosphäre immer dichter wird. Am ersten Tag hast du 25 Leute für die Ausfahrt, am Tag danach sind‘s schon 35 – und irgendwann musst du suchen, dass du nachmittags bei der Rückkehr noch Platz in einem Café oder Gasthaus findest, wo man sich mit Kaffee und Kuchen oder Kaiserschmarrn stärken kann. Die Chancen sind aber eher schlecht, weil die Radler keine Stubenhocker sind. Die stärken sich und wollen dann wieder in den Sattel.

 

Sie haben Lust, beim nächsten RAD-MARATHON Tannheimer Tal am 4. Juli 2021 dabei zu sein? Dann schauen Sie auf rad-marathon.at vorbei, hier gibt es alle Informationen.

Bilder: Achim Meurer