Tiroler Schützen: Helden des Tannheimer Tal

Tiroler Schützen: Helden des Tannheimer Tal

Am 17. September 2024 ist es wieder soweit: Der Talfeiertag des Tannheimer Tals findet statt. Doch welcher historische Hintergrund steckt eigentlich hinter der Veranstaltung, und was haben die Tiroler Schützen damit zu tun? Florian Haider, Hotelier und aktueller Hauptmann der Schützenkompanie Tannheimer Tal,
kennt sich aus.
 

Eine feierliche Prozession, Musik, Tracht, Geselligkeit, Erinnerungen an vergangene Zeiten und an die damaligen Tiroler Schützen – so lässt sich der jährliche Talfeiertag im Tannheimer Tal beschreiben. Florian Haider, der momentan die Schützenkompanie Tannheimer Tal anführt, erklärt, wie es dazu gekommen ist:

Talfeiertag in Tannheim

Die Schlacht der Tiroler Schützen im Tannheimer Tal

Im Jahr 1796 drohte die französische Armee im Tannheimer Tal einzufallen. Doch am Oberjoch entschieden die Tiroler den Kampf für sich. Das gelang unter anderem mithilfe der Bevölkerung des Allgäus und einer List in Form der „Huanza-Armee“. „Der Begriff kommt von den Huanza: Das sind Stöcke mit Holzschwingen, an denen früher Heu getrocknet wurde”, erklärt Haider. „Allerdings hatten die Leute damals etwas anderes damit vor. Sie hängten Kleidung über die Stöcke und simulierten damit eine größere Truppenstärke, um die Franzosen aus der Ferne einzuschüchtern. Und das hat funktioniert! Mithilfe dieser cleveren Idee gelang es den Tiroler Schützen aus dem Tannheimer Tal und dem benachbarten Lechtal, die französischen Truppen am 17. September zurückzuschlagen.“ Und ebendieser Sieg wird seither mit dem Talfeiertag zelebriert.  

Aus der Vergangenheit in die Gegenwart des Tannheimer Tals

Der Hotelier erzählt weiter: „Der Feiertag beginnt damit, dass sich die Musikkapellen des Tannheimer Tales, Fahnenabordnungen der Freiwilligen Feuerwehren und anderer Vereine sowie natürlich auch die Schützenkompanie treffen und am Ostparkplatz beim Kreisverkehr in Tannheim Aufstellung beziehen. Nach einem ersten Marschlied und der Rede durch den Bürgermeister beginnt der offizielle Festakt. Bei ihm werden hochrangige Persönlichkeiten aus Politik und Wirtschaft, sowie die hohe Geistlichkeit vom höchstrangigen Schützenoffizier begrüßt und die Standesmeldung abgenommen, was sich auf den aktuellen Mitgliederstand der Schützen bezieht. Bei diesem landesüblichen Empfang folgt nach der Meldung an die Höchstanwesenden eine Ehrensalve der Tiroler Schützenkompanie. Anschließend ziehen wir in die Tannheimer Pfarrkirche ein, wo die Messe gehalten wird. Danach gibt es eine Prozession und eine Kranzniederlegung am Andreas -Hofer-Denkmal, um der Verstorbenen zu gedenken. Nach ein paar weiteren Märschen der Musikkapellen ist der 'traditionelle' Teil der Veranstaltung vorbei und man marschiert gemeinsam zum Festzelt und genießt bei Speis und Trank das Leben.“ 

Die wehrhaften Tiroler Schützen heute

Der Hauptmann wirft einen Blick zurück: „Früher war das Schützenwesen dazu da, um die Landesverteidigung zu gewährleisten. Heutzutage geht es darum, stellvertretend für unsere Vorfahren zu stehen, die damals den Frieden bewahrt haben.“ Das zeigt sich auch während des Talfeiertags. Beim Schießen der Ehrensalve wird das Gewehr entladen, der Lauf wird freigemacht, sodass sich keine Kugel mehr darin befindet. „Das ist ein Zeichen des Friedens“, meint Haider. Dazu steht der Bund der Tiroler Schützenkompanie für elf Leitmotive ein, die die Werte der Tiroler Schützen verdeutlichen. "Die Gewehre sind dazu alle gemeldet und werden zentral unter bestimmten Sicherheitsvorkehrungen verwahrt und gesichert“, berichtet er. 

Wer bei den Tiroler Schützen mitmachen will, muss nicht nur geistig und körperlich in der Lage sein, ein Gewehr zu bedienen, sondern auch volljährig. „Vor seinem 18. Lebensjahr wird man dann Jungschütze genannt“, erzählt der Hauptmann. Die Schützenkompanie trifft sich außerdem nicht nur am Talfeiertag. „Vor Beginn der Veranstaltungssession führen wir Exerzierproben durch, um die Waffengriffe zu üben“, sagt er. „Und egal ob Schießveranstaltungen, wo auf Scheiben geschossen wird, Kameradschaftspflege oder Treffen mit anderen Schützenkompanien – bei uns ist immer etwas los.“ 

Gelebte Tiroler Tradition im Tannheimer Tal

Des Weiteren wird der Talfeiertag bei den Einheimischen der „Siebezehnte“ genannt. Dahinter steckt ganz einfach das Datum der Festlichkeit: Jedes Jahr am 17. September wird den damaligen wehrhaften Tiroler Schützen gedacht. „Am besten gefällt mir an diesem Tag das Gesamtevent“, schmunzelt Haider. „Die Musik, die Kirchenveranstaltung und die Erinnerung an unsere Vorfahren – das ist einfach ein schönes emotionales Erlebnis. Denn so wie viele andere bin ich erst durch meinen Großvater zur Schützenkompanie gekommen“, berichtet er stolz. „Außerdem gefällt mir die Tracht: Dazu zählt natürlich die Lederhose, ein Hemd und eine Weste, eine Jacke und der Hutschmuck. Der ist allerdings je nach Kompanie anders gestaltet. Wir haben eine Adlerfeder und weiße und rote Blumen. Warum? Ganz einfach: Das sind die Tiroler Farben.“ 

Organisiert wird das Fest zum Talfeiertag vom Hilfsverein Tannheimer Tal, dem auch der Erlös zugutekommt: So können in Not geratene Menschen im Tannheimer Tal im Bedarfsfall schnell und unbürokratisch unterstützt werden. 

Bilder: Schützenkompagnie Tannheimer Tal, Achim Meurer, Chris Namesnik