Krippenbauer

Handwerk im Tannheimer Tal: die Krippenbauer

Esel, Ochs’ und der Stern von Bethlehem: Im Tannheimer Tal werden die Krippen zu Weihnachten noch traditionell gebaut. Zu Besuch bei den Meistern ihrer Zunft.

Traditionen werden bei uns im Tannheimer Tal gehegt und gepflegt. Sei es die der Musikkapelle oder das handgemachte täglich‘ Brot. An Weihnachten ist es vor allem ein Brauch, der die Menschen bei uns in seinen Bann zieht: „Der Krippenbau gehört zu Tirol wie die Berge“, sagt Albert Weirather. Der in Nesselwängle ansässige Krippenbaumeister leitet gemeinsam mit Arnold Hellweger, ebenfalls Meister, den Krippenverein im Tannheimer Tal. Sie sind stolz, diese Tradition erfolgreich lebendig zu halten. Seit mehr als 100 Jahren gäbe es in Tirol Krippenvereine, der ihrige ist jetzt 32 Jahre alt. Höhepunkt im Vereinsleben seien die Krippenbaukurse, die jährlich von September bis Mitte Dezember zweimal wöchentlich in Tannheim stattfinden. Letztes Jahr waren es 15 Teilnehmer und der Anspruch ist hoch: „Wir wollen, dass dann 15 Krippen auch wirklich fertig werden“, so Weirather.

Krippenbauer

Material aus den Wäldern des Tannheimer Tals

Man muss sich Zeit nehmen, eine Krippe zu betrachten, um ihre Details wahrzunehmen. Geziegelte Mäuerchen, ein Bach, Zäune, Bäumchen und Büsche, Felsformationen. Dazu Haus und Stall: massiv im Erdgeschoss, aus Holz im Stockwerk darüber. Darin kleine Fenster, gewölbte Türen, mit dem Bastelmesser herausgeschnitten. Die Balken sind gewunden, die Dächer sorgfältig geschindelt. Alles aus Naturmaterialien. „Krippenbau heißt Handwerk, aber auch Naturnähe“, weiß Weirather. Miniatur-Baustoffe für die eigene Krippe finden sich in Wäldern des Tannheimer Tals, etwa bei einer winterlichen Wanderung. „Sie müssen ein Auge für Wurzeln, Moose und Holz entwickeln, aufmerksam sein“, ergänzt Hellweger. Etwa um Buchenstücke, also Hartholz, zu finden, am besten Jahre alt und angemodert. Oder die Kümmerlinge, kleine Bäume, die nicht hochkamen und abgestorben sind. Mit Moos an den Ästen verkleidet zieren sie als Grün später die Krippe. Aus Lärchenrinde schneiden sie Ziegel für Mauern, aus flüssigem Wachs gießen sie kleine Bachläufe.

Inspiration aus der ganzen Welt

So entsteht eine Tiroler Krippe aus dem Tannheimer Tal. Doch Weirather und Hellweger bauen auch andere Stile: Etwa die orientalische Krippe, aus sandfarbenem Mauerwerk und Gebäuden mit Bögen. Die Landschaft zieren Palmen oder kleine Kakteen. Ebenfalls beliebt sind Schneekrippen oder Minikrippen in altertümlichen Glaslaternen. Die Figuren sind zum Großteil aus Zirbenholz geschnitzt und haben eine Größe von 8 bis 12 Zentimeter, aber auch aus Terrakotta und mit Stoff bekleidet. Für heimische Krippen lassen sie sich gerne inspirieren – bei Reisen durch Bayern, Österreich und Südtirol. „Betrachten Sie alte Häuser, Städel, Ställe und Sie finden neue Details“, sagt Hellweger. „Die Kunst zu sehen gehört dazu.“

Tipps für eine authentische Krippe

Doch eine Krippe ist nicht gleich Krippe. Drei Tipps für deren Bau verraten Weirather und Hellweger. Zum Einen: das perspektivische Bauen. „Stehen Sie vor einem echten Haus, verjüngt es sich in Ihrem Blick nach hinten“, weiß Weirather. Genauso gälte es, das Krippengebäude zu planen, mit einem Dach, das nach hinten abfällt. Oder mit Figuren, die vorne größer sind als die, die weiter hinten stehen. „Bauen Sie eins zu eins, scheint Ihnen die Krippe nach vorne entgegenzufallen.“ Das Zweite sei das maßstäbliche Bauen. „Denken Sie daran, wie Gebäude und Landschaften früher waren.“ Die Menschen im Schnitt kleiner, Räume und Türen niedriger. Der letzte Tipp gilt der Holzbearbeitung: Das Holz nicht schneiden, sondern spalten. Mit kleiner Axt oder einem Messer mit breiter Klinge. Und zwar in Richtung der Holzmaserung. All die Unregelmäßigkeiten des Holzwuchses kommen dann zur Geltung – und geben der Krippe so ihren authentischen und rustikalen Charme.

Bilder: Achim Meurer