Hilfsverein

Einblicke in den Hilfsverein Tannheim

Der Tannheimer Taler Hilfsverein hat es sich zur Aufgabe gemacht, andere zu unterstützen - anonym und vertraulich. Dies tun sie bereits seit 25 Jahren. Zu ihrer Entstehung trug ein historisches Ereignis bei.

Wer wissen möchte, wie der Tannheimer Taler Hilfsverein gegründet wurde, der muss einen Blick in die Vergangenheit werfen: Das fröhliche Feiern im Festzelt – es gehört als Abschluss zum Tannheimer Tal-Feiertag am 17. September dazu. Genauso wie die Erinnerung an das historische Datum 1796. Da gelang es mutigen Schützenkompanien, die anrückenden Truppen Napoleons abzuwehren. Als Dank gelobten die Geretteten sofort, künftig jedes Jahr am „Siebezehnte“ dieses Ereignisses zu gedenken.

„Sicher war die Abwehr der feindlichen Truppen damals ein Grund zur Freude“, sagt Toni Gutheinz, der in Zöblen zu Hause ist. Er fügt nachdenklich hinzu: „Aber wollen wir heute tatsächlich noch ein Ereignis feiern, bei dem sich Menschen totgeschlagen haben?“ Als das Tal 1996 den 200. Jahrestag des Gelöbnisses beging, setzten sich im Vorfeld zu diesem Jubiläum Pfarrer Donatus Wagner, Hofrat Dr. Walter Besler und er zusammen und beschlossen, dem Feiertag einen neuen Inhalt zu geben: „Heute kommen die Bayern und Franzosen als Gäste zu uns. In Europa sind die Grenzen verschwunden. Da können wir doch unserem Feiertag eine neue Richtung geben“, waren sie sich einig.

Gutheinz Anton - Obmann Hilfsverein

Ein neuer Verein war geboren

So schlug die Geburtsstunde des Tannheimer Taler Hilfsvereins. Gutheinz wurde der erste Obmann, eine Aufgabe, die er bis heute wahrnimmt. Dazu kommen Angehörige aus sozialen und medizinischen Berufen. Auch jede Gemeinde und der Seelsorgeraum entsenden zumindest ein Mitglied. Gemeinsam besprechen sie dann Fälle von Bewohnern des Tannheimer Tals, denen es nicht so gut geht wie den anderen. Denen kommt dann unbürokratisch und direkt die nötige Hilfe zu.

Seine Mittel erwirtschaftet der Hilfsverein vor allem aus den Erlösen am Talfeiertag. Große Teile der Organisation liegen in den Händen des Vereinsvorstands, einem Team von Ehrenamtlichen. „Jede Maß Bier, die im Festzelt getrunken wird, jede Brotzeit und jedes Schnitzel trägt dazu bei, dass Geld für den guten Zweck zusammenkommt“, erklärt Gutheinz. „Ist das nicht eine schöne Geste: Während wir feiern und unseren Spaß haben, geben wir ein bisschen etwas davon ab an die, die gerade etwas weniger froh sind?“ In den nunmehr 25 Jahren des Bestehens hat sich die gute Arbeit des Hilfsvereins herumgesprochen. So kommen auch Spenden herein oder gesammeltes Geld von Geburtstagen.

Die drei Standbeine des Hilfsvereins

Großen Wert legt der Hilfsverein auf drei Dinge. Erstens: Wem geholfen wird und in welchem Umfang – das bleibt vertraulich. Nur das Vereinsgremium, das die Hilfe verteilt, weiß Bescheid. „Wir wollen Neid vermeiden und das Aufrechnen von Ansprüchen“, sagt Toni Gutheinz. „Geholfen wird um der Hilfe willen, nicht wegen der Wirkung in der Öffentlichkeit.“ Darum, zweitens: Das Geld, das vom Hilfsverein kommt, ist kein Almosen. „Wir wollen nachhaltig etwas bewirken und etwas möglich machen. Manchmal bedeutet unser Beitrag daher den Unterschied zwischen „geht“ und „geht nicht“, merkt der Obmann an. Und deshalb drittens: Wem geholfen wird, der bekommt nicht nur Geld, sondern auch Zuwendung und Aufmerksamkeit. „Wir verstehen das als Zeichen der Solidarität.“

Wenn in einem Jahr, wie 2020 wegen der Pandemie, der Talfeiertag keine Erlöse liefert, dann merkt das der Verein schon in der Kasse. „Aber unsere Arbeit geht trotzdem weiter. Da helfen uns die anderen, inzwischen kräftigen Standbeine.“ Außerdem, so Toni Gutheinz, „wird es in der Zukunft ja wieder Feiertage und Festzelte geben. Wenn es sich die Feiernden dann aus Dankbarkeit besonders gut gehen lassen, dann haben auch die Hilfsbedürftigen daran teil.“

Übrigens: Alles zu den Vereinen des Tannheimer Tals gibt es hier zum Nachlesen. Wissen Sie zum Beispiel, was der Gumperverein macht? Nicht? Dann schauen Sie mal hier.

Bilder: Achim Meurer, Privat