E-Werk Schattwald

Woher kommt der Strom im Tannheimer Tal?

Das E-Werk in Schattwald feierte letzten Sommer Geburtstag: Vor 100 Jahren ging es ans Netz. Seitdem versorgt sich das Tannheimer Tal selbst mit Strom. Im Fokus steht dabei immer, die Natur und die Landschaft zu schonen. Die Geschichte der elektrischen Energie im Tannheimer Tal.

Vor 100 Jahren begann mit der Gründung des E-Werks Schattwald die flächige Versorgung des Tannheimer Tals mit elektrischer Energie. Die ersten Pläne für eine Wasserkraftanlage gab es zwar schon kurz nach der Jahrhundertwende, die Unruhen des Ersten Weltkrieges verzögerten aber die Umsetzung. Mit dem Bau des ersten Kraftwerks am Vilsfall begann der Aufbau der Stromversorgung im Tannheimer Tal. Mit seinem kleinen Stausee ist das Elektrizitätswerk bis heute ein reizvolles Ziel für Wanderer. Es liegt am nordwestlichen Ortsausgang von Schattwald, dort wo der Weg nach Rehbach hinausgeht.

Altes Elektrizitätswerk Schattwald

Mehr Strom im Tannheimer Tal: das Speicherkraftwerk Traualpsee

In den folgenden 40 Jahren wurde das Kraftwerk immer wieder erweitert und verstärkt. Erst ab 1963 wurde die Stromversorgung im Tannheimer Tal weiter ausgebaut: Mit dem Bau des Speicherkraftwerks Traualpsee stiegen die verfügbaren Wasserreserven zur Energieerzeugung um ein Vielfaches. Trotzdem ist das Kraftwerk kleiner, als man vermutet. Wer von der Lachenspitze aus das 3-Seen-Panorama aus Lache, Traualpsee und Vilsalpsee bestaunt, muss ganz genau hinsehen, um die Staumauer zu erkennen.

Die Vorteile der Selbstversorgung

Vor 100 Jahren entschied sich das Tannheimer Tal für die Selbstversorgung. Der Weg war zwar mühsam und teuer, heute profitiert man hier von einigen Vorteilen. Dass im Tal keine großen Strommasten das Landschaftsbild stören, hängt zum Beispiel damit zusammen. Für den Transport des Stroms über kurze Strecken und zu wenigen Verbrauchern genügt nämlich ein einfacheres Leitungsnetz.

Außerdem sind die Arbeitswege kurz: Wenn es einmal zu einer Störung oder Unterbrechung bei der Versorgung kommen sollte, ist Hilfe nah. „Wir sind ja mehr oder weniger direkte Nachbarn unserer Kunden“, sagt Thomas Moritz, der Geschäftsführer des Elektrizitätswerks Schattwald. „Weil wir bei fast allen Installationen beteiligt waren, wissen wir auch immer genau Bescheid, wo wir nachsehen und bei Bedarf eingreifen müssen. Das spart uns als Dienstleister genauso Geld wie den Kunden.“ Auch bei Entscheidungen, in welchem Rhythmus und in welchen Zeitabständen die Versorgungstechnik erneuert, verbessert oder erweitert wird, sind die Schattwalder „Stromer“ autark. „Ja, es ist ein beruhigendes Gefühl, hier selbst die Verantwortung zu haben und nicht von Entscheidungen abhängig zu sein, die ein paar hundert Kilometer entfernt in einer Konzernzentrale getroffen werden“, bekräftigt Moritz.

Im Einklang mit der Natur: der Strom im Tannheimer Tal

Seit jeher versorgt also Naturstrom das Tal. Die Wasserkraft nutzt das natürliche Gefälle zwischen den angestauten Speichern in den Bergen und dem Talboden. So werden die Turbinen angetrieben und die kostbare Energie erzeugt. „Wir leben in der Natur und mit der Natur, wir nutzen auch bei der Stromerzeugung natürliche Quellen“, bringt es Moritz auf den Punkt. Sonnenenergie gehört da inzwischen dazu. Die E-Bike-Stromtanksäule, die unübersehbar vor der Zentrale des kleinen Unternehmens prangt, wird zum Beispiel damit gespeist.

„Besser hätte man es nicht anstellen können“

Ziel beim Ausbau der Stromversorgung, war stets den Strombedarf im Tannheimer Tal zu stillen und gleichzeitig Natur und Umwelt zu erhalten. Denn diese machen den Lebenswert hier aus. Untrennbar verbunden mit dem Fortschritt an technischer Leistung und Versorgungsqualität ist dabei ein Name: Dipl. Vw. Ing. Herbert Koller, der über diese entscheidenden Jahrzehnte hinweg bis zum Jahr 2005 das E-Werk führte.

Heute ist die elektrische Energie aus dem Leben im Tannheimer Tal nicht mehr wegzudenken. Überall, wo im Leben ein gewisser Komfort besteht, fließt Strom. „Der klugen Voraussicht unserer Vorväter, die damals die Energieversorgung in die eigenen Hände genommen haben, ist es zu danken, dass Erzeugung und Verteilung die Natur und die Landschaft schonen, in denen sich so viele Menschen wohlfühlen“, stellt Geschäftsführer Moritz fest. „Besser hätte man es nicht anstellen können.“

Bilder: Achim Meurer, EW-Schattwald