In der Idylle von Grän-Haldensee

In der Idylle von Grän-Haldensee

Grän-Haldensee ist die höchste Gemeinde im Tannheimer Tal – auf 1.138 Höhenmetern lässt sich hier Erholung pur finden.
Dafür sorgt nicht nur der Haldensee, um dessen Entstehung sich mystische Sagen ranken.
 

Im Sommer eine aussichtsreiche Wandertour auf dem Füssener Jöchle genießen und im Winter traumhafte Pisten hinabfahren: Das ist in Grän-Haldensee möglich.
Die Gemeinde im Tannheimer Tal umfasst die Ortsteile Enge, Grän, Haldensee, Lumberg und Log – und ist im Jahre 1459 das erste Mal urkundlich erwähnt. Anscheinend ist Grän auch der Ort, in welchem ursprünglich die erste Alpe des Tales errichtet war. Der wohl kaum bekannte Flurname „uf dr Siglé" deutet auf jene Stelle hin, an welcher einst die erste Sennhütte gestanden haben mag. 

Nachdem sich dort immer mehr Menschen ansiedelten, wurden Waldlichtungen erweitert, Baumflächen großzügig gerodet, mögliche Standorte für Hütten ausgeholzt und in Folge bebaut. Schon im Jahr 1459 wird in Urkunden vom Gräner Älpele und der Gessenwangalpe berichtet.               

Grän Luftbild

Die Rolle der Gämse für Grän

Was haben wohl Gämse mit Grän-Haldensee zu tun? Die Lösung des Rätsels findet sich auf dem Wappen der Gemeinde. Es wurde im Jahr 1981 verliehen und bildet eine weiße Gämse ab, die über einen roten Baumstrunk springt. Denn das Wappen erinnert dadurch an das einstige Privileg der Einwohner von Grän-Haldensee, Gämse jagen zu dürfen – und zwar mit Schaft und Eisen. Ab dem Jahr 1650 sogar mit Gewehren. Die Besonderheit hierbei: Normalerweise war dies nur dem Adel vorbehalten. 

Der Baumstrunk dagegen symbolisiert den Namen der Gemeinde, der von „Geröne" abgeleitet ist, was „Windwurf“ bedeutet.  

Die Geschichte der Landwirtschaft

Nach dem Krieg wurde Grän-Haldensee wiederaufgebaut – und in dem Zuge eine Gemeinschaftssennerei errichtet. Es wurden 69 Milchbücher geführt, was beweist, dass fast in jedem Haus Nutztiere gehalten wurden. Damals wählten die Bewohner jedes Jahr einen Dorfmeister, der die bäuerlichen Belange innerhalb der Gemeinde organisierte.
Im Frühjahr wurde alles Vieh gemeinsam auf die Heimweide getrieben – wofür den ganzen Sommer über ein erwachsener Hirte und ein Kleinhirt zuständig waren. Dieser Hirte und der Kleinhirte gingen dann reihum zu den jeweiligen Bauern der Kühe, und kehrten bei ihnen ein. Die Bauern waren demnach verpflichtet, den beiden morgens und abends etwas zu essen zu geben, und außerdem für die Verpflegung der Hirten tagsüber zu sorgen. Schließlich waren die Wege der Hirten in Grän-Haldensee sehr weit – auch das Gräner Älpele gehörte zur Heimweide. 

Die Sagen um den Haldensee

Doch nicht nur die Geschichte der Hirten, sondern auch die Sagen über die Entstehung des Haldensees gehören der Vergangenheit an. Denn der Ursprung des Sees in Grän-Haldensee liegt lange zurück. Doch die Sagen über ihn erzählt man sich noch heute: Eine Version berichtet, dass sich an der Stelle des Haldensees früher eine schöne Wiese befand, die drei Schwestern gehörte. Als die Schwestern jedoch das Grundstück unter sich aufteilen wollten, kam es zum Streit. Eine der Schwestern verwünschte in ihrer Raserei die Wiese: Sie sollte versinken und zu Wasser werden! Dieser Wunsch ging in Erfüllung – und mit ihm entstand der Haldensee. 

Eine andere Sage aus Grän-Haldensee erzählt eine ähnliche Geschichte: Einst lebte ein reicher Bauer, mitsamt seinem Gold, an der Stelle des Haldensees. Als er starb, wollten sich seine zwei Töchter das Erbe teilen. Eine von ihnen war jedoch blind: Das machte sich ihre Schwester zu Nutze. Anstatt ihr ebenfalls einen Messkübel hinzustellen,
um dort die Münzen hineinzufüllen, platzierte sie den Eimer der Blinden umgedreht. So konnte nur der Bodenrand wenige der vielen Münzen fassen. Doch die Blinde bemerkte den Betrug. Sie stieß ebenfalls einen Fluch aus. Und urplötzlich zog ein riesiges Unwetter auf, dass mit seinem Regen das ganze Hab und Gut in seinen Fluten verschlang. Schon war der Haldensee geboren.

Bilder: Achim Meurer, Willi Roth