Heizkraftwerk

Wo die Wärme des Tannheimer Tals entsteht

„Oh, ist es hier schön warm!“ Wer sich beim nächsten Besuch im Wellness-Bereich seines Hotels im Tannheimer Tal über die angenehme Atmosphäre freut, erfährt hier, wo die Quelle dafür steht. Die übrigens auch so manche gute Stube im Tal wohlig beheizt.

Es sieht fast aus wie ein schmucker Bauernhof-Stadel: das Tannheimer Heizkraftwerk, das für wohlige Wärme in Teilen des Tannheimer Tals sorgt. Es steht rechts von der Straße Richtung Haldensee, keinen Kilometer nach dem Ortsausgang. Ein ansehnliches Äußeres, das gut ins Tal passt. Das war auch die Bedingung dafür, dass es 2003 an dieser Stelle entstehen durfte, erinnert sich Andreas Reinstadler: „Die Optik sollte sich schon harmonisch einfügen in die Landschaft.

Er ist verantwortlich für den Betrieb der Anlage, die Tannheim mit frischer Wärme versorgt. Sein Kollege David Kleiner kümmert sich um die Gräner Anlage. Die ist seit 2007 im Betrieb. Sie liegt etwas weniger gut sichtbar – und etwas weniger idyllisch – südöstlich vom Ort „Im Moos“. Beiden gemeinsam ist die fast emissionsfreie Energieerzeugung. Sie trägt nachhaltig zur guten Luft im Tal bei und hilft, das Klima zu schonen.

Heizkraftwerk in Tannheim im Tannheimer Tal
Heizkraftwerk in Grän im Tannheimer Tal

Wärme aus der direkten Nähe

Aber nicht nur optisch fügen sich die kleinen Kraftwerke harmonisch in die Landschaft des Tannheimer Tals. Auch bei der Energie, die sie erzeugen, geht es natürlich zur Sache. „Nahwärme“ heißt das Produkt, das aus den Kesseln in die Haushalte, Gasthäuser und Hotels der Gemeinde strömt. „Nah“: Kurze Transport-Wege sind damit gemeint, damit unterwegs möglichst wenig Kraftverlust entsteht. Nicht nur Wanderer verstehen diesen Ansatz gut.

Auch die Brennstoffe für die Kraftwerke haben keine lange Anreise hinter sich. Die benötigte Biomasse kommt aus der Nachbarschaft. „Etwa die Hälfte der Hackschnitzel, die wir für unsere Wärme verbrennen, kommt aus dem Tannheimer Tal und der unmittelbaren Umgebung“, berichtet Reinstadler. „Die andere Hälfte beziehen wir aus dem Allgäu.“ Der Import hat unter anderem damit zu tun, dass wegen der Schneelast die Holzwirtschaft im Tal während des Winters ruht.

Immer mehr Holz für's Tannheimer Tal

Holz zum Heizen: Vom Grundsatz her hat sich also im Laufe der Jahrhunderte wenig geändert. Das halten Bergbauern auf ihren Höfen schon seit Generationen so. Wo es jedoch um neue Dimensionen geht, ist die Menge der erzeugten Wärme. Gemeinsam produzieren die beiden Kraftwerke fast 15 Megawatt im Jahr, wofür sie gut 45.000 Kubikmeter Hackschnitzel verbrennen. Auf die Bemerkung, dass es da einige wohl besonders warm haben wollen in ihrer guten Stube, lacht Reinstadler. Dann klärt er auf, woher dieser Bedarf kommt: „Die Schwimmbäder und die Wellness-Bereiche der großen Hotels sind unsere Hauptkunden. Da wird Wärme das ganze Jahr über gebraucht.“

Durch solche Großabnehmer, so macht er deutlich, würden die beiden Kraftwerke in ihrer Größe allerdings auch erst möglich und wirtschaftlich: „Weil die Gäste eben auch im Sommer gern in den Pool steigen oder sich in der Sauna die Muskeln lockern, haben wir ganzjährig eine solide Auslastung.“ Das komme auch den Kesseln zugute, die unter Teillast auf Dauer leiden, erklärt der gelernte Werkzeugmaschineur. Er hat nach Jahren in der Fabrik hier seine zweite Karriere gefunden. Nah an seinem Zuhause in Tannheim – „und ganz natürlich“, wie er mit einem Schmunzeln anfügt.

Bilder: Achim Meurer