Gemeinde Jungholz

Zwischen Tirol und Bayern: Die aufregende Geschichte der Gemeinde Jungholz

Unter dem Namen „Junckholz“ wurde die heutige Gemeinde Jungholz am 24. Juni 1342 zum ersten Mal schriftlich erwähnt.
In der Geschichte
von Jungholz folgten turbulente Zeiten, in denen die Gemeinde zwischen Tirol und Bayern schwankte. Doch eins ist geblieben: ihre Traditionen.

Die aufregende Geschichte der Gemeinde Jungholz begann schon mit dem ersten Tag. Ein Wertacher Bürger verkaufte „Junckholz“ an Heinz Lochpyler, der der Marktgenossenschaft Tannheim angehörte. Allein das führte zu Komplikationen, denn kirchlich gesehen gehörte die Gemeinde zur Pfarre Wertach, welches zum Marktbereich des Fürstbischofs von Augsburg gehörte. Ein großes Problem, denn „Zuwanderer“ mussten damals, wenn sie in ein anderes Herrschaftsgebiet abwanderten, ihre Steuern und Abgaben trotzdem an den Grundherrn entrichten. Darum zahlten die Jungholzer ihre Abgaben an das Tannheimer Tal.

Schon im 15. Jahrhundert kam es zum ersten großen Wandel in der Geschichte der Gemeinde Jungholz. Denn Tiroler Landesfürsten erwarben die Allgäuer Besitzungen im Tannheimer Tal. Jungholz fiel so dem Tannheimer Tal zu, da es nach Herkunft der Bewohner dem Tannheimer Personenverband angehörte. Das sah das Fürstbistum Augsburg gar nicht gerne, weshalb Jungholz nicht sofort als tirolerische Gemeinde anerkannt wurde. Die Gemeinde lag also wortwörtlich zwischen Tirol und Bayern.
Denn Jungholz war nun als Tiroler Exklave rings umgeben von fürstbischöflichem Augsburger Gebiet ohne Zugang zum eigenen Land. Anfang des 19. Jahrhunderts kam das Tannheimer Tal unter bayerische Verwaltung. Allerdings wurde der Status von Jungholz nicht verändert. Ein Fehler – denn bei der Rückgabe von Tirol an Österreich 1814 kehrte Jungholz mit zurück.

Durch den „Zollanschlussvertrag“ am 3. Mai 1868 wurde die Gemeinde Jungholz den umliegenden bayerischen Gemeinden gleichgestellt.

Aber damit war die Geschichte der Gemeinde noch nicht vorbei, denn Jungholz wechselte seine Staatszugehörigkeit noch einmal. Nämlich als von 1938 bis 1945 dem Kreis Sonthofen im Regierungsbezirk Schwaben angeschlossen war.

Alphornbläser Jungholz

Traditionen, die die Geschichte der Gemeinde Jungholz überdauern

Nach dieser turbulenten Geschichte der Gemeinde ist in Jungholz eines besonders wichtig: die Traditionen. Ein fester Bestandteil ist das Aufstellen eines riesigen Maibaums am ersten Mai. Eine Musikkapelle begleitet den schönen Nachmittag. Ein weiterer Brauch ist die jährliche Kräuterweihe an Mariä Himmelfahrt am 15. August. Zum Dank für die Kräuter und ihre Heilwirkung werden hübsche Blumen und Kräuter in Büscheln zusammengebunden und bei einem feierlichen Festgottesdienst in der Pfarrkirche Maria Namen geweiht. Danach bekommen diese sogenannten Kräuterboschen einen Ehrenplatz in den Wohnhäusern. Von dort schützen sie dem Volksglauben nach das Haus gegen Blitzschlag und Krankheiten.. Jungholz ist das erste Tiroler Alpenkräuterdorf. Die Kräuterfreunde Jungholz pflegen unter anderem den schön angelegten Kräutergarten hinter der Kirche. Ein zentraler Punkt im Jahr ist auch der Kräuter- und Handwerkermarkt, der immer am ersten Sonntag im August stattfindet.

Ein Teil der Geschichte der Gemeinde Jungholz lebt heute noch weiter. Denn jährlich gedenken die Bewohner des Tannheimer Tals und Jungholz mit kunstvollen Feuern in Form von Kreuzen, betenden Händen, Herzen oder Bildnissen dem erfolgreichen Widerstand gegen die napoleonischen Truppen. Diese fielen 1796 in Tirol ein und bedrohten das Tal. Als Zeichen des Zusammenhalts aller Tiroler leuchten nun die religiösen Motive auf den Bergrücken. Die Bewohner gelobten sich, die Herz-Jesu-Feuer jedes Jahr als Danksagung aufleben zu lassen. In Jungholz sind die Feuer am Kamm des Sorgschrofens zu sehen. Auf dem Hausberg der Jungholzer*innen ist auch der einzige Punkt, an dem Jungholz mit Österreich verbunden ist. Dieses spektakuläre Highlight findet diesen Sommer am 25. und 26. Juni 2022 statt.

Traditionelle Musik

Seit 40 Jahren pflegen die Jungholzer Alphornbläser eine Tradition – das Alphornblasen. Zwischen Ende Juli und Anfang September sind sie jeden Dienstag ab 20 Uhr am Bischlaghang in Jungholz zu hören und erfreuen ihre Mitmenschen. Auch bei Geburtstagen, Firmenveranstaltungen oder Hochzeiten lassen sie ihre Alphörner erklingen.

Die Gemeinde Jungholz hat also eine wirklich aufregende Geschichte hinter sich. Umso mehr wird an den schönen Traditionen festgehalten. Doch im Tannheimer Tal hat jede Gemeinde, so auch Zöblen und Nesselwängle, seine eigene Geschichte und Erlebnisse, die nur darauf warten entdeckt zu werden.

Bilder: Achim Meurer