Bergnamen_Teil 2

Die Bergnamen im Tannheimer Tal – Teil 2

Jeder Gipfel hat einen Namen. Aber nicht immer ist ersichtlich, woher dieser kommt. Deswegen beleuchten wir die Berge des Tannheimer Tals mal von einer anderen Seite. Statt sie zu Fuß zu erkunden, gehen wir ihrem Namen auf den Grund. Dahinter steckt sogar eine eigene Wissenschaft.

Beim Wandern hat man nicht nur Zeit, die Blicke schweifen zu lassen. Auch seinen Gedanken kann man hier freien Lauf lassen. Dabei ergibt sich eine gute Gelegenheit zu rätseln, woher unsere Berge ihre Namen haben. Wieso der Neunerköpfle heute so heißt, haben wir bereits geklärt. Andere Gipfelnamen werden in den Schriften von Eberhard Kranzmayer hergeleitet. Er war einer der bekanntesten österreichischen Mundart- und Namensforscher. Wie kein anderer ging er den Titeln und Namen nach, die zum Teil seit Jahrhunderten bestehen. Die von ihm gepflegte Wissenschaft der „Oronymie“ (vom griechischen „oros“, Berg, und „nomos“, Namen) erklärt die feinen Unterschiede.

die Bergnamen im Tannheimer Tal

Hundsarschjoch und Bscheisser im Tannheimer Tal

Hinter einigen der Bergnamen im Tannheimer Tal verbergen sich auch kuriose Geschichten. Die Köllenspitze zum Beispiel hieß noch nicht immer so. In früheren Zeiten wurde sie „Metzenarsch“ genannt. Irgendjemand mochte darin also das Hinterteil einer Dirne wiedererkannt haben. Anno 1854 besuchte aber die Prinzessin Marie Friederike von Preußen das Jagdhaus auf dem Tegelberg bei Füssen. Als man ihr die umliegenden Gipfel erklärte, bediente man sich kurzfristig des Flurnamens „In der Kelle“ am Fuße des Berges. Der originale Name „Metzenarsch“ schien der Prinzessin nicht zumutbar zu sein.

Wie gut, dass das „Hundarschsjoch“ drüben bei der Vilser Alm ihren Blicken verborgen blieb. Vielleicht auch deshalb durfte es bis heute seinen Namen behalten. Ganz und gar nicht anstößig ist dagegen, was sich hinter dem „Bscheisser“ verbirgt. Südlich von Zöblen und Schattwald ragt er 2.000 Meter hoch auf. Im Allgäuer Sprachraum bezeichnet man Berge, von denen oft Geröll abgeht als „Schiaßr“, als würden sie mit Steinen schießen. Das wurde irgendwann zum Bscheisser. Man sieht also: Auch bei den Bergnamen ist nicht immer alles so, wie es auf den ersten Blick wirkt.

Ein einsamer Stein wird zum Einstein

Ein anderer Bergname im Tannheimer Tal scheint von einem berühmten Physiker inspiriert zu sein: Der Einstein hat aber mit dem gleichnamigen Nobelpreisträger nichts zu tun. Der Name des Gipfels setzt sich aus zwei Teilen zusammen: Die erste Silbe kommt daher, dass er ohne unmittelbaren Nachbarn aufragt, also allEIN in der Landschaft steht. Der zweite Namensteil bezieht sich auf sein markantes, felsiges Gesicht. Es wird zudem von einem auffällig viereckigen Gipfel gekrönt und erinnert dadurch an einen behauenen Stein. Geboren war der Einstein.

Und wieso diese Zugspitze oder Rote Flüh heißen, erklären wir nächste Woche.

Bilder: Christoph Lechleitner, Markus Wagner

Hier geht’s zu Teil 1 dieser Serie.